Nach dem Überfall von heute Morgen (15.09.2014) auf den Busfahrer in der Zellerau drücke ich stellvertretend für alle Mitglieder der Interessengemeinschaft Würzburger Straßenbahn e. V. (IWS) unser Bedauern für den überfallenen Fahrer aus! Wir wünschen ihm, daß er diesen Schock verarbeiten und wieder an seinen Arbeitsplatz zurückkehren kann.
Die Reaktionen der verantwortlichen Stellen und der Medien versetzt uns jedoch sehr in Erstaunen. Auch wenn es, laut Polizei und Pressesprecher der WVV solch einen Vorfall noch nicht gab, gibt es seit Jahren warnende Stimmen vor diesen Situationen!
So liegt uns als lokalem Fahrgastverband seit Jahren das subjektive Sicherheitsempfinden der Fahrgäste und des Fahrpersonals im ÖPNV am Herzen. Doch unsere Hinweise und Mahnungen wurden nicht berücksichtigt, noch wurden wir als Gesprächspartner akzeptiert.
Aber gerade weil fast alle unsere Mitglieder regelmäßige Nutzer des ÖPNV sind, wissen wir um die Sicherheitsprobleme im Umfeld der Haltestellen, Bahnhöfe und in den Fahrzeugen. Waren doch einzelne Mitglieder von uns entweder schon selbst Opfer oder Zeugen von Übergriffen.
Aus diesem Grund entschieden wir uns letztes Jahr dieses heikle Thema noch deutlicher anzusprechen und luden am 08.01.2013 u. a. Vertreter der hiesigen Polizeibehörden zur Monatsversammlung der IWS ein, um über die Sicherheit im ÖPNV zu sprechen. Doch alle angeschriebenen Dienststellen sagten ihre Teilnahme ab. Es gebe keine Probleme, andere Zuständigkeiten und sogar eine Sicherheitspartnerschaft zwischen Polizei und WSB.
Eine Pressemitteilung, die wir als IWS im November 2013 zu diesem Thema verfassten, wurde lediglich vom Lohrer Echo abgedruckt. Aber auch hier äußerten
sich die befragten Sprecher der PI Stadt und der WSB abwiegelnd und aus meiner Sicht verharmlosend.
Erst bei unserer zweiten Veranstaltung im Januar 2014 zu diesem Thema kam der Geschäftsführer der WSB, Herr Schäfer, und berichtete über zunehmende Probleme. Er sagte, daß selbst klare Ansagen nicht mehr genügen würden und die Hemmschwelle seitens der Angreifer abnehmen würde. So wurde anscheinend sogar eine Arbeitsgruppe, zusammen mit Betriebsräten und Fahrern gebildet, um Lösungen zu finden.
Jedoch hat sich für aufmerksame Fahrgäste seit Januar 2014 nichts grundlegend geändert und die von der Polizei erwähnte Sicherheitswacht ist in den Fahrzeugen des ÖPNV einfach nicht anzutreffen!
Unserer Meinung nach wird es Zeit, in viele Gespräche den ÖPNV betreffend, weniger Politiker, Verwaltungsleute und Betreiber, dafür aber mehr Nutzer und Fahrer des ÖPNV einzubinden! Dafür stehen die Mitglieder der IWS gerne zur Verfügung.
Auch wir können an dieser Stelle keine Ideallösung liefern. Wird doch allgemein viel über Angriffe auf das eingesetzte Personal im ÖPNV berichtet, nicht nur die uns bekannten Vorfälle in den letzten Monaten in Würzburg. Grund genug für uns, dieses Thema nicht mehr ruhen zu lassen. Es ist zwar sehr diffizil und wir werden als Laien in der Diskussion die rechtliche Seite mit Sicherheit nicht in Gänze erfassen, aber das ist auch nicht unsere Aufgabe. Wir möchten vor allem den beiden beteiligten Gruppen helfen. Einmal dem Personal im Fahrbetrieb und auf der anderen Seite den Fahrgästen.
Aber gerade die Kunden haben, im Unterschied zum Personal, meistens eine Alternative und entscheiden sich zunehmend gegen eine Nutzung des ÖPNV.
Unsere wichtigste Frage bleibt daher, wie das subjektive Sicherheitsempfinden der Fahrgäste gesteigert werden kann und welche Chancen sich dadurch für den ÖPNV bieten? Dies muß diskutiert und Lösungen zeitnah gefunden und umgesetzt werden.