Angriff auf Strabafahrer

seit Jahren liegt uns als IWS das subjektive Sicherheitsempfinden der Fahrgäste und des Fahrpersonals im ÖPNV am Herzen. Wir gehen davon aus, wenn sich die Kunden in den Fahrzeugen des Nahverkehrs sicher fühlen, vor allem in den zeitlichen Randlagen, gewinnt der ÖPNV weitere Fahrgäste. Doch unsere Hinweise und Mahnungen wurden nicht berücksichtigt, noch wurden wir als Gesprächspartner akzeptiert.

Aber gerade weil fast alle unsere Mitglieder regelmäßige Nutzer des ÖPNV sind, wissen wir um die Sicherheitsprobleme im Umfeld der Haltestellen, Bahnhöfe und in den Fahrzeugen. Einzelne Mitglieder von uns waren entweder schon selbst Opfer oder Zeugen von Übergriffen.

Aus diesem Grund entschieden wir uns letztes Jahr dieses heikle Thema noch deutlicher anzusprechen und luden am 08.01.2013 u. a. Vertreter der hiesigen Polizeibehörden zur Monatsversammlung der IWS ein, um über die Sicherheit im ÖPNV zu sprechen. Doch alle angeschriebenen Dienststellen sagten ihre Teilnahme ab. Es gebe keine Probleme, andere Zuständigkeiten oder sogar eine Sicherheitspartnerschaft zwischen Polizei und WSB.

Doch was hatte der Fahrer am vergangenen Mittwoch davon, als eine Straba wegen eines Kfz im Gleisbereich liegenblieb und ein Fahrgast den Fahrer massiv bedrängte und unter Gewaltanwendung, entgegen der Anweisung des Fahrers, das Fahrzeug verließ. Ein Anruf bei der Polizei war erfolglos, die angeforderte Streife erschien erst am Unfallort nachdem der Ersatzbus die Straße sperrte und die Fahrgäste umsteigen ließ.

Und nun die Pressenotiz über den Angriff auf den Fahrer in der Linie 5 vergangenen Freitag. Wir gehen davon aus, daß die publizierten Fälle nur ein geringer Teil des „Eisberges“ sind und fordern hiermit erneut den Schutz der Fahrgäste und des Fahrpersonals im ÖPNV. Damit ist ausdrücklich nicht nur die WSB gemeint. Unsere Forderung gilt genauso für die Züge der DB und die weiteren Verkehrsunternehmen im ÖPNV.

Doch was könnte man ändern?

Es fängt bei dem Einsatz der Kontrolleure der WSB an. Diese werden seit Monaten nur noch als Fahrer in den Straßenbahnen gesehen – anscheinend hat die WSB ein massives Personalproblem. Aber auch die DB hat in vielen Zügen die Zugbegleiter reduziert oder ganz abgebaut und der Sicherheitsdienst der Bahn bzw. die Bundespolizei ist außerhalb der großen Bahnhöfe wie Schweinfurt oder Würzburg nur selten zu sehen!
Vor Jahren gab es auf der Linie 5 für einige Monate die Begleitung einzelner Fahrten durch die Polizei. Doch uns ist klar, daß die Personaldecke für einen solchen Aufwand nicht vorhanden ist – ohne die Bereitschaftspolizei einzusetzen.
Hier wäre eine Lösung die Sicherheitswacht. Steht doch im Gesetz über die Sicherheitswacht in Bayern ausdrücklich deren Präsenz im Bereich des ÖPNV.
Und wie sieht es mit der Videoüberwachung in den Fahrzeugen aus? Die meisten Fahrzeuge in Würzburg haben entweder keine oder nur unzureichende Sicherheitseinrichtungen, obwohl unseren Informationen zu Folge die Stadt Gelder für entsprechende Technik bereitgestellt haben soll. (Diese Information konnten wir leider in der kurzen Zeit nicht verifizieren.)
Im Bereich der Haltestellen läßt sich unserer Meinung nach mit geringen Mitteln die Sicherheit erhöhen: Der Einsatz von mehr Licht. Eine ausreichende Beleuchtung verbessert zusätzlich das „subjektive Sicherheitsempfinden“ der Fahrgäste. Bei einer Besichtigung aller Haltestellen im Bereich der Straßenbahn und einiger Bushaltestellen Anfang 2013 mußten wir hier hohe Defizite feststellen, die allerdings in den letzten Monaten durch die WSB verringert wurden.
Auch wir können an dieser Stelle keine Ideallösung liefern. Wird doch allgemein viel über Angriffe auf das eingesetzte Personal im ÖPNV berichtet, nicht nur die beiden Vorfälle in der letzten Woche in Würzburg. Grund für uns, dieses Thema nicht mehr ruhen zu lassen. Es ist zwar sehr diffizil und wir werden als Laien in der Diskussion die rechtliche Seite mit Sicherheit nicht in Gänze erfassen, aber das ist auch nicht unsere Aufgabe. Wir möchten vor allem den beiden beteiligten Parteien helfen. Einmal dem Personal im Fahrbetrieb und auf der anderen Seite den Fahrgästen.
Aber gerade die Kunden haben, im Unterschied zum Personal, meistens eine Alternative und entscheiden sich zunehmend gegen eine Nutzung des ÖPNV.
Unsere wichtigste Frage bleibt daher, wie das subjektive Sicherheitsempfinden der Fahrgäste gesteigert werden kann und welche Chancen sich dadurch für den ÖPNV bieten? Dies muß in den nächsten Wochen diskutiert und Lösungen zeitnah umgesetzt werden.

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