Pressemitteilung der Interessengemeinschaft Würzburger Straßenbahn e.V.

Die Interessengemeinschaft Würzburger Straßenbahn e.V. veranstaltete am 07.02.2017 in der Gaststätte „Blauer Adler“ einen öffentlichen Vortragsabend mit Diskussion zum Thema „Öffentlicher Personennahverkehr in Würzburg – Konzepte, Barrierefreiheit in Bussen und Bahnen, Perspektiven der Straßenbahnlinie 6“.

Als Referenten standen die Stadträte Michael Gerr (gleichzeitig Sprecher des Landesarbeitskreises Inklusion und Behindertenpolitik Bayern) und Matthias Pilz (Aufsichtsratsvorsitzender der Würzburger Straßenbahn GmbH) von der Stadtratsfraktion Bündnis 90/ DIE GRÜNEN bereit.

Mit der Veranstaltung begann die IWS e.V. unter dem Obertitel „ÖPNV-Initiative Würzburg 2017“ eine Diskussionsreihe mit Vertretern der politischen Parteien und der Verkehrsunternehmen in der Region, wie der 1. Vorsitzenden der IWS e.V., Konrad Schliephake, in seiner Einführung erklärte.

Stadtrat Pilz erläuterte zunächst die Rahmenbedingungen des ÖPNV in der Stadt Würzburg, mit dessen Durchführung die Würzburger Straßenbahn GmbH nun im Rahmen eines öffentlichen Dienstleistungsauftrags („ÖDLA“) so beauftragt ist, dass die Defizite von der Kommune zu tragen sind.

In kleinen Schritten geht es voran: Die Verlängerung der Straßenbahnlinien 1 und 5 zum Universitäts-Klinikum in Grombühl soll nun realisiert werden. Die neuen, durch das studentische Semesterticket finanzierten Nachtbusse sind ein Erfolg. Langsamer als erhofft geht es mit dem Umbau der Straßenbahn am Hauptbahnhof vorwärts, insbesondere wegen Konflikten mit dem Individualverkehr. Es stagniert die Erweiterung des Verkehrsverbundes Mainfranken, insbes. im Bereich Schweinfurt, während der Landkreis Rhön-Grabfeld starkes Interesse am Beitritt bekundet.

Für die Straßenbahnlinie 6 zum Hubland ist das Planfeststellungsverfahren noch nicht abgeschlossen, und ob man in Würzburg ebenso viele Zuschüsse wie in München (Verlängerung U 6 nach Martinsried: 95 % öffentliche Förderung der Baukosten) erhält, bleibt vorerst offen. Auf jeden Fall muss das Projekt stärker und positiver im Bewusstsein der Würzburger verankert werden, es fehlen Antreiber im öffentlichen Diskurs. Die Würzburger Einzelhändler sollten sich merken: Ohne qualitätvollen ÖPNV bleibt der Kunde zu Hause und bestellt im Internet. Und wer sich als Student in die überfüllten Busse zum Hubland-Campus quetschen muss, überlegt sich vielleicht einen Uni-Wechsel…

Stadtrat Michael Gerr, Mitglied im Aufsichtsrat der WVV, gab einen Überblick über die Problematik der Barrierefreiheit in Bussen und Bahnen einschließlich ihrer Stationen, so wie vom Gesetzgeber für den ÖPNV ab dem Jahr 2022 gefordert. Ein behindertengerechter Ausbau unterstreicht das Recht zur Mobilität aller gesellschaftlichen Gruppen und wird mit der Alterung der Gesellschaft noch dringlicher. Aktuell sind von den ca. 560 Bahn- und Bus-Stationen in der Stadt 196 barrierefrei. Die Stadt stellt für Umbauten nun ca. 150.000 €/Jahr bereit, das reicht für 10-15 Haltestellen. Die verbleibenden Stationen sind bei diesem Rhythmus in 25 bis 35 Jahren umgerüstet.

Besser sieht es bei den Fahrzeugen aus. Hier ist besonders die Straßenbahn-Flotte zu erwähnen, für deren Erneuerung die Beschaffung von ca. 20 barrierefreien Niederflurfahrzeugen in den nächsten Jahren ansteht.

In der anschließenden lebhaften Diskussion ging es vor allem um die Straßenbahn-Linie 6 (wer bremst, warum gibt es immer noch kein Baurecht?) und den Einsatz sogenannter Elektrobusse. Letzteres lehnten Stadträtin Karin Miethaner-Vent und das Auditorium mit Blick auf die schlechten Erfahrungen in Städten wie Caen, Padua und –ganz neu- Graz nachdrücklich ab. Beklagt wurden fehlende Marketing-Maßnahmen für die positive Verankerung von Bahnen und Bussen bei der Bevölkerung, wozu z.B. die Einrichtung von Freizeitlinien wie im Verkehrsverbund Großraum Nürnberg gehören könnte. Das wäre allerdings Aufgabe des Verkehrsverbundes Mainfranken.

Die große Resonanz der öffentlichen Veranstaltung hat die IWS e.V. in ihrer Überzeugung bestätigt, die Reihe weiterzuführen. Als nächste Referenten freut man sich auf Stadtrat Alexander Kolbow, SPD, (Moderatorin: Gisela Pfannes) am Dienstag 07.03.2017, und auf Stadtrat Wolfgang Scheller, CSU, (Moderatorin: Christine Bötsch) am Dienstag 04.04.2017.

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